Ich empfehle mich - Bedeutung

Vielleicht hast du den Satz „Ich empfehle mich“ schon mal in einem Film oder einer Serie gehört und stellst dir jetzt die Frage, was diese Floskel eigentlich bedeutet.

Wir erklären dir in diesem Artikel, was es mit der Phrase „Ich empfehle mich“ auf sich hat.

Außerdem gehen wir noch auf die kulturellen und geschichtlichen Aspekte ein und erläutern dir, wie man den Satz im Alltag überhaupt verwendet.

 

Ich empfehle mich – Bedeutung und Herkunft

Die Bedeutung der Aussage hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Grundsätzlich ist es als eine Art von Verabschiedung zu deuten.

Die sich verabschiedende Person drückt damit aus, dass sie für die Zukunft eine Empfehlung durch das Gegenüber wünscht.

Dazu wird vorausgesetzt, dass ein gewisser und positiver Eindruck hinterlassen wurde. „Ich empfehle mich“ galt und gilt als eine sehr distanzierte Form der Verabschiedung.

Unter sehr engen Freunden wird diese Formulierung in der Regel nicht verwendet.

Am ehesten noch in der Beziehung zwischen zwei flüchtig bekannten Personen, die die Gelegenheit zu einem näheren Plausch hatten und sich nun ein wenig besser kennen.

Die Verabschiedung ist nicht nur unpersönlich, sondern auch unverbindlich und bezieht das Gegenüber nicht direkt mit ein.

Aus diesem Grund gilt sie zu bestimmten Gelegenheiten, beispielsweise gegenüber engen Freunden, als sehr unhöflich und distanziert.

 

Die Geschichte hinter „Ich empfehle mich“

Im 17. und 18. Jahrhundert war „sich empfehlen“ eine gängige Floskel und wurde gerade in höheren Kreisen sehr gerne verwendet.

Dort legte man einen gewissen Wert auf Ausdruck und Form. Diese Form der Verabschiedung galt nicht als unhöflich, sondern vielmehr als unverbindlich und sehr höflich.

In der heutigen Zeit wird sie gerne in einem anderen Kontext genutzt.

Wer heute sagt „ich empfehle mich“, der meint dies oft ironisch und will damit einer Situation einen gewissen ärgerlichen Ausdruck verleihen.

Die Verabschiedung wird häufig verwendet, um einen Streit abzuschließen und dann zu gehen.

Sie ist eine Art des letzten und abschließenden, leicht trotzigen Schlusswortes und signalisiert das Ende einer unschönen Diskussion.

 

Die heutige Bedeutung des Spruchs

„Ich empfehle mich“ hat sich in seiner Bedeutung somit grundlegend gewandelt. Von der höflichen Floskel, hin zur unhöflichen Verabschiedung.

Heute ist es sogar so, dass „ich empfehle mich“ im normalen Alltag höchsten humoristisch verwendet werden sollte.

Wenn du zu Deinem Chef „ich empfehle mich“ sagst, dann kann dieser die Verabschiedung unter Umständen sogar als unhöflich oder unangemessen empfinden.

„Ich empfehle mich“ ist also zu einer durchaus riskanten Aussage geworden, die man nur mit Vorsicht gebrauchen sollte und die nur mit Bedacht eingesetzt werden darf.

Durch ihre selten Verwendung kann sie aber auch in einem ironischen Kontext verwendet werden und sorgt in bestimmten Situationen.

Wie viele Floskeln hat sie die Angewohnheit sehr vielseitig einsetzbar zu sein und irgendwie in vielen Situationen ein passende Akzentuierung zu setzen.

 

Die kurze Geschichte einer Floskel

Die Geschichte von „ich empfehle mich“ ist immer eine Reise in die Anstandsregeln der früheren Zeit.

Schon König Wilhelm I. von Preußen „empfahl sich“ seinen Freunden und Bekannten.

Während die einfachen Leute das „Grüß Gott“, oder ein schlichtes „Servus“ bevorzugten, hatte der Adel nicht nur mehr Geld und Macht, sondern auch mehr Worte zur Verfügung.

Das war bewusst so gewollt, denn ein Adliger hatte auf seinen Status zu achten und sollte diesen auch in Worten zum Ausdruck bringen.

Wenn du zu jener Zeit in ein einfaches Wirtshaus gegangen und dich dort von deinen Freunden „empfohlen“ hättest, dann wäre dir im besten Fall noch Gelächter entgegengeschlagen.

Demgegenüber hattest du als Kaufmann die Verpflichtung, dich gegenüber deinen Freunden zu „empfehlen“. Du hättest sonst als unhöflich und unmanierlich gegolten und das hätte gesellschaftliche Konsequenzen gehabt.

 

„Ich empfehle mich“ als ein Ausdruck der eigenen Klasse

Die persönliche Empfehlung blieb lange Zeit in Mode, und wo genau sie ihren Ursprung hatte, ist bis heute ungeklärt.

Ich empfehle mich - als Ausdruck der eignen Klasse

Regelmäßig verwendet wurde die Floskel bis in das Zeitalter der Industrialisierung hinein.

Erst das Erstarken des Bürgertums nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ließ die Floskel endgültig aus dem Sprachschatz verschwinden.

Mit den Adelstiteln verschwand das Standesbewusstsein und es traten schwerwiegende gesellschaftliche Veränderungen in Kraft.

In historischen öffentlichen Dokumenten ist sie ab ungefähr 1900 immer seltener zu finden.

In der aufgezeichneten privaten Korrespondenz hatte sie allerdings bis in die 1950er, in abnehmender Häufigkeit, durchaus bestand.

Bemerkenswert ist hier, dass immer mehr „einfache“ Bürger die Redewendung verwendeten und sie dadurch ihren Status als Merkmal der höheren Klassenzugehörigkeit endgültig verlor.

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.. ist Gründer von Sprachwissen.net. Er studiert derzeit Rechtswissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit dem Schwerpunkt des internationalen Privatrechts und ist Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung. Alexander ist zweisprachig aufgewachsen und hat dadurch eine große Leidenschaft für Sprachen entwickelt. Aus diesem Grund hat er neben seinem Hauptstudium an der JGU mehrere Kurse der italienischen, russischen und spanischen Sprache besucht. Man könnte Alexander regelrecht als Polyglotter bezeichnen. Mittlerweile hat er Kenntnisse in über 6 Sprachen und arbeitet ständig daran, diese weiter auszubauen. Die Besucher von Sprachwissen nimmt er auf seine Abenteuer in der Welt der Sprachen selbstverständlich liebend gerne mit.

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