Warum Sprachen oder Fremdsprachen lernen?

Wenn ich gefragt werde „Denkst du, dass ich eine weitere Fremdsprache erlernen sollte?“ ist es, als würde man mich fragen, „Denkst du, dass ich heute etwas essen sollte?“.

Aber das mag nur daran liegen, dass ich im Bereich der Sprachen studiere, um genauer zu sein Translationswissenschaft.

Als angehender Übersetzer sind Sprachen meist sehr faszinierend, und ja, ich verwende dabei den Plural von Sprachen absichtlich und bei vollem Bewusstsein.

Gründe, eine Fremdsprache zu erlernen, gibt es aber nicht nur für Sprachwissenschaftsstudenten oder Übersetzer.

 

Berufschancen

Der klassische Grund ist, dass es neue Arbeitstüren oder Beförderungsmöglichkeiten, sowie auch Jobangebote mit sich bringen kann.

Warum eine Fremdsprache lernen - Karriere und Berufschancen
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Mal ganz abgesehen davon, dass es richtig schick aussieht, wenn auf dem Curriculum Vitae die Spalte „Sprachen“ gut gefüllt ist.

Es ist heutzutage absolut keine Seltenheit mehr, dass Unternehmen mehrere Filialen in unterschiedlichen Ländern haben.

Um die Kommunikation zu erleichtern, spricht auf jeden Fall nichts dagegen, wenn man zusätzlich zu der eigenen Muttersprache noch mindestens eine weitere Fremdsprache beherrscht.

 

Auslandssemester

Besonders in Europa werden Auslandssemester nicht nur befürwortet, sondern mittlerweile sogar erwartet.

Sprachen lernen für Auslandsstudium/Auslandssemester
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Für viele auch als Erasmussemester bekannt, dienen diese Auslandsaufenthalte insbesondere dazu, das Studienleben in einem anderen Land kennenzulernen.

Sowie auch neue Bekanntschaften zu machen, aber vor allem die Sprache des Landes fließend zu beherrschen.

Damit kann man, bzw. sollte man wirklich nicht erst vor Ort anfangen. Um diese Auslandserfahrungen in vollen Zügen zu genießen, ist das Erlernen der Sprache des Landes von großer Wichtigkeit.

Denn seien wir mal ehrlich, wer träumt nicht davon während seines Auslandssemesters in Spanien am Strand zu entspannen und in fließendem Spanisch sangría zu bestellen.

Oder sich in Italien wie ein Muttersprachler mit den Ortsansässigen über die neuesten Modetrends zu unterhalten, und dabei nebenbei dem Kellner auf Italienisch die Bestellung zu geben.

Und das komplett ohne sprachliche Schwierigkeiten oder einer falschen Aussprache, beziehungsweise Herumgestotter, wenn man versucht den Namen des Gerichts von der Karte abzulesen.

 

Verständnis anderen Kulturen gegenüber/ tiefere Einblicke in andere Welten

Aber die Aussicht auf eine Beförderung, sowie bessere Jobmöglichkeiten oder ein Auslandsaufenthalt als Student sind nicht die einzigen Gründe eine Fremdsprache zu erlernen.

Kulturelle Einblicke Grund zum Fremdsprachen lernen
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Das Beherrschen einer weiteren Sprache bringt auch den Vorteil mit sich, eine tiefere Einsicht in die Kultur der Sprache zu erhalten. Sprache lebt. Das ist ein Fakt und unbestreitbar.

Im Wandel der Zeiten verändert sich auch unsere Sprache, wer versteht denn heutzutage noch so wirklich die mittelalterlichen Schriften?

Und trotz der Globalisierung und der vielen Anglizismen in den Sprachen, liegt in jeder Sprache die Kultur der Sprecher verborgen.

Um diese Kultur zu verstehen, ist es essenziell, eben diese Sprache zu erlernen. Denn nicht jede Sprache verfügt über genau dieselben Wörter, wie andere Sprachen.

Sprich, nur weil es ein Wort im Deutschen gibt, existiert es nicht notgedrungen in den Vokabellisten der spanischen Sprache.

 

Tapetenwechsel

Es kann vorkommen, dass man an irgendeinem Zeitpunkt in seinem Leben an den Punkt kommt, da fühlt man sich ausgelaugt.

Tapetenwechsel - Warum Sprachen lernen?
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Mit ausgelaugt meine ich nicht einem Burnout nahe, sondern man hat die aktuelle Lebenssituation einfach satt.

Man sehnt sich nach etwas Neuem. Man möchte wieder herausgefordert werden, eine neue Seite an sich kennenlernen.

Meine Mutter war vor einigen Monaten an diesen Punkt angelangt. Ich habe sie dann ermutigt, eine neue Sprache zu lernen.

Etwas, wofür sie vor einigen Jahren noch keine Zeit hatte. Jetzt lernt sie fleißig Portugiesisch.

Dadurch, dass sie sich einer neuen Sprache gewidmet hat, hat sich ihr Freundeskreis vergrößert, denn nun muss sie sich auch auf Portugiesisch mit Brasilianern unterhalten. Aber die Veränderungen wurden nicht nur bei Beziehungen sichtbar, sondern auch in der Küche.

Auf ihrer Speisekarte sind nun auch häufiger brasilianische Rezepte vorzufinden, wie etwa Feijoada (ein typisches Gericht aus Brasilien).

Demnächst steht bei ihr sogar eine Reise nach Brasilien an.

Was ich damit sagen möchte, ist, dass das Erlernen einer Sprache auch viele angenehme Veränderungen in deinen Alltag einbringen kann, wie es bei meiner Mutter der Fall ist.

 

Die eigene Komfortzone verlassen

Wenn man mich fragt, wie man seinen Mut beweisen kann, sage ich, ohne zu zögern, wenn man im Erwachsenenalter eine Fremdsprache lernt.

Komfortzone verlassen
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Warum? Ganz einfach, man versetzt sich dann wieder in die Position, in der wir uns als Kinder befanden.

Man ist wieder an einem Punkt im Leben, wo man über etwas absolut, oder so gut wie gar nichts weiß. In unserer Welt heutzutage ist das etwas, was nicht viele gerne tun oder sich dabei wohlfühlen.

Offen sich einzugestehen, ich bin ein blutiger Anfänger darin und das mit 29 Jahren.

Ich darf Fehler machen. Ich darf Wörter in der Sprache, die ich erlerne, falsch aussprechen, weil ich es einfach nicht gewusst habe, wie man es korrekt ausspricht.

Wo ich vor etwa drei Jahren anfing Russisch zu lernen, hieß es für mich zunächst das kyrillische Alphabet zu lernen. Ich fühlte mich wie damals in der Vorschule.

Schlimmer wurde es erst, wo ich ganze Wörter im Russischen durch lautes Vorlesen zu entziffern versuchte.

Ich möchte hier niemanden was vormachen, all die Stunden waren eindeutig und unverkennbar von Frustration geplagt. Und zwischendurch wurden die Lernbücher auch einfach zugeschlagen.

Aber, heute kann ich definitiv behaupten, dass es das wert war. Wenn man zunächst einzelne Wörter in der erlernenden Fremdsprache versteht, dann einzelne Gesprächsfetzen und plötzlich sogar ganze Szenen in Filmen.

Es ist der Geschmack von Sieg. Die Eroberung einer neuen Sprache. Aber auch dass man seinen inneren Schweinehund, mit anderen Worten Faulheit überwunden und nicht aufgegeben hat.

 

Nie wieder sprachlos sein

Wenn ich etwas nicht verstehe, dann ist es im deutschen „Spanisch für mich“, aber im englischen „is it nonetheless Greek to me“.

Nie wieder sprachlos sein
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Mit diesem Wortspiel möchte ich verdeutlichen, wie unterschiedliche Ansichten einzelne Sprachen beinhalten können.

Sie beinhalten, wenn man so will, verschiedene Blickwinkel auf das Geschehen in der Welt.

Und wenn man sich in seiner Muttersprache nicht mehr richtig auszudrücken versteht, dann kann man es sicher irgendwann in der erlernten Fremdsprache.

 

Spaß am Lernen und dabei den eigenen Interessen näher kommen

Ein guter Freund von mir ist fasziniert von der japanischen Kultur. Sei es die Cuisine, Geschichte, Tradition und Kultur dieses asiatischen Landes oder auch die Filme hierüber.

Um nicht mehr auf die Barriere der deutschen Übersetzung angewiesen zu sein, entschied er sich auf die Reise des Japanisch-Sprachenlernens zu begeben.

Dabei lernte er nicht nur neue Vokabeln und die Alphabete kennen, sondern er verstand die Kultur und Menschen noch besser. Sowie machte ihm das Lernen Spaß, da es seine Herzenssprache war.

Vielleicht hast du auch die ein oder andere Herzenssprache, die du gerne erlernen möchtest.

Dabei kann ich dir nur raten, lass dich nicht von Herausforderungen davon abbringen.

Beginne doch ganz einfach heute schon damit, dann musst du morgen nur noch weitermachen!

 

Schärferes/schnelleres Auffassungsvermögen

Viele Menschen sind der Auffassung, dass man in der Schule und auch später auf der Universität etwas lernt.

lernen zu lernen
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Das ist zwar nicht unwahr, dennoch sollte man sich selbst und auch den eigenen Intellekt auch unabhängig von der Schul- und Universitätsbildung fordern als auch fördern.

Und was eignet sich da besser, als eine Fremdsprache zu erlernen? So hält man den eigenen Geist wach und vertreibt sich nebenbei auch noch sinnvoll die Zeit.

 

Entspannter Reisen

Eigentlich jeder Mensch vertreibt sich in seinem Leben die Zeit mit einem entspannten Urlaub.

Besser Reisen dank Sprache
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Oftmals ist das Urlaubsziel dann auch etwas exotischer und vorzugsweise ein Land, wo die Einwohner eine andere Sprache sprechen.

Bei dem einen ruft das Nervenkitzel hervor, während der andere bei dem Gedanken eher von Panik ergriffen wird.

Es ist zwar möglich sich den Urlaub im fremdsprachigen Land mit einem Wörterbuch zu erleichtern, dennoch ist es noch lange nicht garantiert, dass bei der aufgegebenen Bestellung das erhoffte Gericht serviert wird.

Nicht weil etwa der Kellner die Bestellung verwechselt hat oder schwerhörig ist, sondern weil man selbst die Aufzählung der einzelnen Zutaten auf der Speisekarte der Gerichte nicht verstanden oder verwechselt hat.

Hätte man jedoch etwa vier bis sechs Wochen vor dem Urlaub sich etwas mit der Sprache des Urlaubsziels beschäftigt und wichtige Vokabeln gelernt, hätte man so ein Desaster vermeiden können.

Zudem wäre es eine wunderbare Möglichkeit gewesen, sich intensiver auf den Urlaub freuen zu können, da man die Zwischenzeit damit verbringt, die Sprache des Landes zu erlernen.

 

Auswandern

Wer plant aus dem Heimatland auszuwandern, sollte sich unbedingt die Sprache des Wunschlandes, wo man seine Zukunft verbringen zu plant, lernen.

Auswandern als Grund zum Sprachen erlernen
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Wichtiger noch, damit sollte man nicht erst anfangen, wenn man sich bereits in dem Zielland befindet, bzw. in dem Land wohin man dann schon ausgewandert ist.

Das Beherrschen der Sprache eines Landes ist essenziell, um die Kultur der Einwohner zu verstehen.

Des Weiteren ist das Auswandern deutlich leichter, wenn man die Sprache des Landes versteht und spricht.

Denn auswandern ist bereits auch schon so mit unzähligen Hürden und Schwierigkeiten verbunden, da muss die Sprachbarriere nicht ebenfalls noch dazukommen.

 

Weiterführend:

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.. ist dreisprachig aufgewachsen und gilt mit Kenntnissen in sechs Sprachen als polyglott. Sie stammt ursprünglich aus Paraguay, wo sie in einer Familie mit kanadischen und deutschen Wurzeln aufgewachsen ist. Sprachen haben sie schon immer fasziniert und daher studiert sie im Erststudium Translationswissenschaft mit den Sprachen Deutsch, Englisch, Spanisch, Russisch und im Zweitstudium Germanistik mit dem Beifach Zivilrecht an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz/Germersheim. Sie ist Stipendiatin der Hanns-Seidel-Stiftung e.V. und beschäftigt sich in ihrer Freizeit gerne mit Literatur. So liebt sie es, Bücher und Hörspiele zu verschlingen und schreibt aktuell selbst an einem Kriminalroman. Ihre Expertise sowie Faszination in Bezug auf das Thema Sprachen teilt sie gerne mit den Lesern von Sprachwissen.

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